Freedom Camping in Neuseeland - ja! Aber bitte richtig!

Wie ihr beim Wild Campen in Neuseeland Geld spart und trotzdem die Regeln einhaltet


Du fährst mit deinem/r Liebsten und eurem Wohnmobil frei und ungeplant durchs Land. Wo ihr bleibt und wie viel Strecke ihr macht, entscheidet ihr spontan. Wenn es euch gefällt, haltet ihr an. Ihr erkundet die Umgebung ohne Zeitdruck, denn sollte es spät werden, schlaft ihr einfach, wo ihr seid. Freedom Camping eben! In Neuseeland ist Freedom Camping ein heißes Thema. Es ist nicht verboten, aber nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Diese wurden im Juni 2023 aktualisiert und verschärft. Für die Reiseplanung ist es unerlässlich, sich vor der Buchung des Campers und vor der Routenplanung mit Freedom Camping in Neuseeland zu beschäftigen.

Der Freedom Camping Act in Neuseeland



Seit September 2011 ist der „Freedom Camping Act" in Neuseeland in Kraft. Dieser besagt nun, dass nur diejenigen wild campen dürfen, die ein zertifiziertes und registriertes „self-contained“ Fahrzeug haben. Alle anderen dürfen nur auf offiziellen und kostenpflichtigen Campingplätzen übernachten. Das hat vor allem ökologische Gründe. Denn die Fluten von Backpackern und anderen Campern haben zunehmend Spuren in der unberührten Natur Neuseelands hinterlassen. Viele Regeln zum Freedom Camping wurden ignoriert. Daher nun also diese Gesetzgebung, die einen Schlussstrich unter das allgemeine wilde Campen in Neuseeland zieht.

Durch die Regeln zum Freedom Camping in Neuseeland hat sich in den letzten Jahren einiges verbessert. Dennoch gibt es nach wie vor Probleme mit dem Wildcampen. Bei Stichproben an beliebten Freedom Camping Spots fiel auf, dass über 20% der dort parkenden Fahrzeuge, die nicht in die Kategorie " Wohnmobil " fielen, sondern einfache Hitop-Camper oder Sleepervans waren, nicht das entsprechende Zertifikat vorwiesen. Andere hatten zwar den richtigen Sticker an der Scheibe, konnten aber unmöglich die dafür notwendigen Voraussetzungen erfüllen, sodass hier von Täuschung auszugehen ist. Daraus folgte für die Behörden, dass das Gesetz zum Wildcampen überarbeitet werden muss. Dies ist nun geschehen und seit Juni 2023 hat eine Übergangsphase begonnen, in der Fahrzeuge, die nach alten Standards als "self contained" gelten, die neuen Standards aber nicht erfüllen, sukzessive ihr Zertifikat verlieren. Gleichzeitig sind die Strafen deutlich erhöht worden, die im Falle des widerrechtlichen Freedom Campings verhängt werden. Ab dem 07. Juni 2023 können nur Fahrzeuge das "self contained" Zertifikat bekommen, die eine fest verbaute Toilette vorweisen können. Für Fahrzeuge mit tragbarer Toilette gilt, dass sie noch so lange als zertifiziert gelten, wie ihr vorhandenes Siegel gültig ist, maximal aber weitere 24 Monate nach der Änderung. Das bedeutet für einige Campervans, die ihr über uns mieten könnt, dass bisher nicht ganz klar ist, wie lange sie noch zum Wildcampen geeignet sind. Wenn ihr zum jetzigen Zeitpunkt einen Camper mieten möchtet, solltet ihr also genau auf die Ausstattung schauen. Im Falle eines Fahrzeugs, das zwar bislang als zertifiziert angeboten wird, aber keine feste Toilette besitzt, ist nicht sicher, dass das Zertifikat bei Reiseantritt noch gültig ist. Die Vermieter können auch nicht immer eine hundertprozentig sichere Aussage dazu machen. Wenn Freedom Camping fester Bestandteil eures Reiseplans ist, solltet ihr definitiv ein Fahrzeug mit fester Toilette nehmen.

Es ist gar nicht so einfach, das Thema so zu regeln, dass es am Ende sinnvoll ist, seinen Zweck erfüllt, alle Interessensgruppen berücksichtigt und umgesetzt werden kann. Wie zum Beispiel sollen sich Reisende verhalten, die die Fahrzeit zum nächsten Campingplatz unterschätzt haben und müde werden? Das Gesetz darf diese nicht dazu zwingen, übermüdet weiterzufahren. Und diese Situation passiert trotz gut geplanter Reiseroute in Neuseeland regelmäßig. Das Gleiche gilt für Menschen, die nach dem Verlassen des Pubs feststellen, dass sie vielleicht ein Bier zu viel hatten. Sie dürfen nicht mehr fahren, dürfen aber auch nicht in ihrem Auto schlafen, wenn es nicht zertifiziert ist. Dazu gibt es im neuen Gesetzt das Schlupfloch, dass es ja nicht auf Privatgrund gelten kann. Wer nach dem Kneipenbesuch also nicht mehr fahren kann, sollte sich mit den Gastronomen darauf verständigen, auf ihrem Grund stehen zu dürfen.

Was bedeutet "self contained" ?



„Self contained“ bedeutet übersetzt „unabhängig“ oder „eigenständig“ . Auf Camper und Wohnmobile bezogen heißt das, dass bestimmte Anforderungen an die Ausstattung gestellt werden. Der Camper muss derzeit wenigstens eine tragbare Toilette haben, die auch bei aufgebautem Bett zugänglich ist, um für Freedom Camping geeignet zu sein. In Zukunft wird das wie oben erwähnt nicht mehr ausreichen und die feste Toilette ist Pflicht. Ein auf die Personenzahl des Wohnmobils passender Abwassertank muss ebenfalls angeschlossen sein. Diese Ausstattung alleine genügt jedoch nicht, um als „self contained“ zu gelten: Sie berechtigt nur mit einer entsprechenden Zertifizierung die Erlaubnis zum wild Campen zu erhalten. Dafür muss der Eigentümer zu einer entsprechenden Stelle gehen und das Fahrzeug kontrollieren und anschließend auch registrieren lassen.

Self-contained bedeutet also mindestens:
1.(Tragbare) Toilette (ab 07.06.2023 keine Neuzertifizierung mehr möglich, wenn die Toilette tragbar ist. Bestehende Zertifikate behalten noch maximal 24 Monate ihre Gültigkeit)
2.Abwassertank passender Größe
3.Zertifizierung
4.Registrierung

Bei den Fahrzeugbeschreibungen auf unserer Webseite haben wir immer angegeben, ob ein Wohnmobil die Zertifizierung "Self Contained" hat, oder nicht. Als "Self Contained" zu erkennen ist ein Camper anhand eines Aufklebers an der Heckscheibe, der die Gültigkeit des Zertifikates angibt und es Kontrolleuren einfach macht, zu überprüfen, wer rechtmäßig wildes Camping unternimmt. Bisher ist dies ein blauer Sticker in Form eines Wohnmobils. Fahrzeuge, die nach den neuen Standards zertifiziert wurden, werden ebenfalls einen Sticker erhalten, der grün ist, sowie eine Plakette an der Windschutzscheibe. Es gibt eine Übergangszeit von 24 Monaten, in der sowohl die grünen als auch die blauen Aufkleber zum Freedom Camping berechtigen. Nach Ablauf dieser Frist müssen dann die bisher nur blau zertifizierten Fahrzeuge nachweisen, dass sie auch die Anforderungen für den grünen Aufkleber erfüllen, um den Status "Self Contained" zu behalten.

Für Mietfahrzeuge gilt allerdings eine verkürzte Übergangszeit von 18 Monaten. Hier könnte es zu Fällen kommen, bei denen ein Mieter einen Vertrag über ein Fahrzeug schließt, dass zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch als self contained gilt, bei Reiseantritt aber nicht mehr. Wir sind mit unseren Partnern im Gespräch, um möglichst genau zu wissen, welche Fahrzeuge zukünftig keine Zertifizierung erhalten können. Um Probleme zu vermeiden, solltet ihr euch für Fahrzeuge mit fester Toilette entscheiden, wenn ihr wild campen möchtet.

Kostenfaktor Camperumbau und Zertifizierung

Das Umbauen und Zertifizieren kostet natürlich Geld. Da die größten Wohnmobilvermietungen Neuseelands sehr große Camperflotten haben, war der Umbau bzw. die Nachrüstung aller Camper für sie schon nach den Änderungen 2011 mit hohen Kosten verbunden. Inzwischen haben aber recht viele Firmen reagiert und ihre Wohnmobile zertifizieren lassen. Allerdings gibt es auch noch viele nicht zertifizierte Sleepervans oder ein paar Hitop Camper (Wie bei Apollo , Cheapa und Hippie die Hitop und die Endeavour Reihe), die ebenfalls die Vorgaben für eine Zertifizierung nicht erfüllen können. Diese Situation wird sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen, weil auch zum Beispiel der Chubby Camper von Travellers Autobarn keine grüne Zertifizierung erhalten wird. Eine Übersicht, welche Fahrzeuge genau ab welchem Zeitpunkt nicht mehr "self contained" sind, wurde uns bisher nicht zur Verfügung gestellt.

Der Kunde zahlt was er kriegt

Die Regelung zum wild Campen wird von den Wohnmobilfirmen gerne verschwiegen. Nur wer bereits über Freedom Camping in Neuseeland informiert ist, fragt nach dem Zertifikat. Erst nach Reiseantritt bemerken die uninformierten Kunden, dass sie nur auf kostenpflichtigen Campingplätzen bleiben dürfen, weil ihr Camper, der auf den ersten Blick so günstig erschien, nicht zertifiziert ist. Sie können sich dann zwar nachträglich über die schlechten Informationen beschweren, bleiben aber trotzdem auf den Kosten für Campingplätze sitzen, denn die Wohnmobilvermietungen sind nicht dazu verpflichtet, die Kunden im Vorfeld aufzuklären. Neben der schlechten Stimmung zu Reisebeginn und den Mehrkosten ist auch die damit verlorene Flexibilität ein nicht zu unterschätzender Nachteil der Kunden. Schließlich muss man sich jeden Tag auf die Suche nach einem geeigneten Campingplatz machen und sich zudem nach den Ein- und Auscheckzeiten richten.

Überfüllte Campingplätze

Auch Backpacker, die früher mit ihren Autos oder Vans Neuseeland bereist haben, sind natürlich vom Freedom Camping Act betroffen. Die neuen Regeln werden auch viele Privatcamper treffen. Daher ergibt sich weiterhin eine große Nachfrage an Campingplätzen. Die Nachfrage bestimmt bekanntlich den Preis. Beliebt und günstig sind Plätze des DOC. Diese gibt es in zwei Kategorien, von denen die ganz günstige Variante ebenfalls nur für zertifizierte Wohnmobile zugelassen ist. Die etwas teureren und auch für nicht-zertifizierte Wohnmobile und Camper offenen DOC-Plätze sind hart umkämpft. Oft werden sie von Dauercampern belegt. Den übrigen Reisenden bleiben dann nur die klassischen auf Profit ausgerichteten Plätze. Diese sind oft gut ausgestattet, kosten aber entsprechend mehr. Besonders in der hauptsaison kann es schwierig werden, spontan einen freien Platz zu bekommen.

What’s the damage?

Realistisch sollte man mit 20 - 30 NZD pro Nacht und Person rechnen, die zusätzlich zur Wohnmobilmiete für Campingplätze anfallen. Mit Glück kommt man immer mal wieder auf günstigere Plätze, doch sollte man das Budget entsprechend planen. Diese Kosten müssen bei der Wahl des Campers mit bedacht werden. Denn gerade bei längeren Touren gleicht sich so der etwas teurere Tagespreis eines zertifizierten Fahrzeuges schnell wieder aus. Auch die zusätzliche Freiheit, die durch ein zertifiziertes Wohnmobil gewonnen wird, sollte man nicht vergessen.

Auch self contained ist Wildcampen nicht überall erlaubt

Ein zertifiziertes Fahrzeug ermöglicht einem an sehr vielen Orten, kostenlos zu übernachten. Allerdings haben verschiedene Städte und Regionen eigene Regelungen, wo sie wildes Campen zulassen und wo nicht. Manche Regionen haben ein totales Wildcamp-Verbot verhängt. Ihr solltet bei eurer Routenplanung für Neuseeland solche Aspekte unbedingt mit einbeziehen und euch keinesfalls über diese Verbote hinwegsetzen . Denn erstens gibt es Gründe für solche Maßnahmen und zweitens wird sehr regelmäßig kontolliert, und dann wird es teuer. Wir empfehlen, bei der Reiseplanung einen Blick auf die Karte der neuseeländischen Regierung mit Regionen, die Freedom Camping verbieten zu werfen. Hier ist gut zu erkennen, welche Orte auch mit Zertifikat einen Campingplatz erforderlich machen.

Es gibt inzwischen viele teilweise kostenlose Apps die einem alle Freedom-Camping-Spots in der gewünschten Region anzeigen. Wir waren mit "Camper Mate" unterwegs, andere Mitarbeiter "Wiki-Camps" und alle waren sehr zufrieden. Es gibt aber noch viele andere gute Optionen, teilweise auch von den Vermietern direkt. Der Vorteil der Apps ist auch, dass man sich Bilder des Ortes von Nutzern ansehen kann und auch aus aktuellen Kommentaren entnehmen kann, wie der Zustand des Parkplatzes ist. Es wird auch über Probleme mit Kriminellen beim Wildcampen berichtet, die auf bestimmten Parkplätzen regelmäßig Autos aufbrechen und sich am Reisegepäck bereichern . Mit einer guten App ist man also vorgewarnt und kann sich einen Platz suchen, auf dem man sich wohlfühlt.

Leider stößt man auch immer mal auf Anwohner, die mit der Erlaubnis zum Wildcampen in ihrer Region nicht einverstanden sind und einem das deutlich sagen. Das ist allerdings eher selten der Fall. In der Regel werdet ihr auf freundliche und aufgeschlossene Kiwis treffen!

Weitere Infos:

https://www.doc.govt.nz/parks-and-recreation/places-to-stay/stay-at-a-campsite/freedom-camping/prohibited-conservation-areas/

https://www.mbie.govt.nz/immigration-and-tourism/tourism/tourism-projects/supporting-sustainable-freedom-camping-in-aotearoa-new-zealand/freedom-camping-changes/#how-changes-will-impact-you